Junioren-Weltmeisterschaften 2011 am Dorney Lake

Am Dienstag, den 02.08.2011, fuhren wir mit der Fähre von Dunkerque (Frankreich) nach Dover (England) mit unserem Auto und Wohnwagen. Pünktlich 09:00 Uhr trafen wir im Hafen von Dover, mit einem fantastischen Blick auf die Kreidefelsen ähnlich der Insel Rügen, ein. Wir fuhren weiter auf der linken Seite der Autobahn in Richtung Maidenhead. Linksverkehr ist kein Problem, so lange Autos vor einem herfahren.
Gegen 14:00 Uhr kamen wir auf einem kleinen Campingplatz bei Maidenhead an. Nach dem Aufstellen und Einrichten des Wohnwagens erkundeten wir sofort per Rad die Strecke zum Dorney Lake, der Regattastrecke. Diese liegt nur ca. 2 km vom Campingplatz entfernt und ist eine gepflegte Anlage, ausgewiesen als Eton College Rowing Centre. Die Vorbereitungen zur Weltmeisterschaft waren überall deutlich zu spüren. Sportler verschiedener Nationen trainierten fleißig und die Organisatoren bauten u. a. zwei riesige Videowände „Big TV" auf. Das deutsche Team war zu diesem Zeitpunkt nicht am Dorney Lake. So trafen wir Kai nicht, waren aber per SMS in Verbindung.
Am Mittwoch-Morgen erlebten wir eine böse Überraschung. Mein Fahrrad wurde für immer ausgeliehen. In 20 Jahren Campingerfahrungen ist uns das noch nicht passiert. Die Besitzer des Campingplatzes borgten uns beherzt sofort ein Fahrrad und halfen uns bei den Formalitäten mit der englischen Polizei. So waren die erlebnisreichen Tage bei der WM gesichert. Später fuhren wir zu den ersten Vorläufen und trafen uns mit Kai auf der Tribüne. Wir tauschten erste Eindrücke zu Unterkunft und den Bedingungen aus.
Am Donnerstag, den 04.08.2011 war es endlich so weit, Denis und Kai starteten ihren Vorlauf bei starkem Regen und kühlen Temperaturen. Es war ein sicherer Sieg und direkter Einzug ins Halbfinale. Sie siegten gegen Boote aus Tschechien, Bulgarien, Ukraine, Brasilien und Argentinien.
Am Freitag, dem 05.08.2011 hatte Kai kein Rennen. Deshalb nutzten wir diesen Tag für einen Ausflug nach London. Unsere Route begann in London-Paddington zu Fuß durch den Hyde Park und Green Park zum Buckingham Palace, weiter zur Westminster Abbey und zum Big Ben. Wir liefen an dem River Thames entlang zum London Eye, dem größten Riesenrad Europas, bis zur Tower Bridge. Es war ein Tag voller toller Eindrücke und „schwerer Beine".
Am Sonnabend, den 06.08.2011 ruderten Denis und Kai im Halbfinale gegen die starken Franzosen und gegen Teams aus Tschechien, Ungarn, Litauen und den Niederlande. Es war aufregend und wir waren froh, als unsere Jungs den 1. Platz mit 6:25,49 einfuhren. Der Vergleich mit den anderen Zeiten der Halbfinalisten weckten einerseits Hoffnungen auf einen Medaillenplatz, andererseits steigerte es enorm unsere Anspannung auf den Finaltag. Das Rennen für Sonntag wurde aufgrund von Sturmwarnungen von 14:00 Uhr auf 10:05 Uhr verlegt. Das fanden wir sehr gut. Damit blieben Denis und Kai und uns das lange Warten erspart.
Der Abend verging langsam und wir erwähnten das Thema Weltmeisterschaft nicht mehr. Endlich war es so weit. Am Sonntag, den 07.08.2011 lief bei uns alles streng geplant ab, um nicht zu spät zu den wichtigen Finalläufen zu kommen. Gegen 09:00 Uhr füllte sich die Tribüne und schnell fand sich die deutsche Fangemeinde, also alles Familienangehörige der Ruderinnen und Ruderer auf der Tribüne zusammen. Dann blieb es nicht mehr lange ruhig, als die ersten A-Finalisten starteten. Das Publikum feuerte die Sportler an und wir waren mittendrin und riefen und klatschten natürlich mit.
Vor dem Rennen von Denis und Kai holten Julia Leiding und Constanze Sydow die erste Silbermedaille im Juniorinnen-Doppelzweier. Danach starteten Denis und Kai. Wir verfolgten aufgeregt den Start über die Videowand. Die Franzosen lagen mit einem kleinen Vorsprung vorn. Ich konnte dann nicht mehr sitzen und lief auf der Tribüne hin und her. Nach ca. 1000 m ruderten sie sich an die führenden Franzosen heran und dann vorbei. Sie gewannen mit drei Sekunden Vorsprung und es war ein tolles Gefühl mitzuerleben, wie Kai und Denis Juniorenweltmeister wurden. An dieser Stelle danken wir allen, insbesondere Andrea Krisch, Sabine Haaser, Regine Rieß und Frank Köhler, die Kai unterstützt und gefördert haben.

Foto von der Siegerehrung

- Siegerehrung im Doppelzweier der Junioren -

Nach Denis und Kai erruderte sich der deutsche Doppelvierer die Bronzemedaille. Es folgten weitere starke Rennen und Siege mit Anne Beenken und Stephan Riemekasten im Einer. Der krönende Abschluss war der Sieg des Juniorinnen-Achter mit Steuerfrau Deborah Walther.
Nach der Abschlussrede und der Übergabe der Verantwortung für die Ausrichtung der nächsten Weltmeisterschaft nach Plovdiv konnten wir Kai und Denis gratulieren und hatten wenige Minuten Zeit gemeinsam mit Trainer Frank Köhler den Erfolg zu begießen. Das Abrüsten der Boote und der Aufenthaltsbereiche war überall in vollem Gange.Danach fuhren wir zum Campingplatz und bereiteten unsere Abreise vor. Am Montag, den 08.08.2011 starteten wir nach Dover und setzten mit der Fähre über. Kai war bereits am Montag in Berlin angekommen und übernachtete in Berlin-Grünau, wo wir unseren Weltmeister am Dienstag wieder aufnahmen.

Astrid Fuhrmann